Orgontherapie
WILHELM REICH UND DIE ENTWICKLUNG DER KINDLICHEN SEXUALITÄT
Selbstregulation als Prinzip orgonotischer Selbststeuerung
von Joachim Trettin
Der erste Geschichtsschreiber war Herodot (485-425 v. Chr.). Er beschrieb die matrilineare
Geschlechterfolge.Bachofen (1815-87) widerlegte die Monogamievorstellung als ursprüngliche
Familienform. Louis Morgan (1818-1881) beschrieb die Promiskuität bis zur Paarungsehe.
Bis zu Freud, Malinowski und Reich war Friedrich Engels mit seiner Schrift "Ursprung der
Familie des Privateigentums und des Staates " der Vertreter eines ursprünglichen
Kommunismus- dem Mutterrecht (Matriarchat).
Die Theorie des Vatermordes in der Urhorde setzte Freud mit "Totem und Tabu" in die
Welt. Sie setzt bereits den Patriarch, den Hordenvater voraus, gegen den sich die Söhne
erheben. Die Schuld des Mordes wird Ursprung der Neurose- ein wahrhaft phantastisches Konstrukt
unwissenschaftlicher Betrachtung, das man eher einer Kirche zuordnen möchte.
Erst der Ethnologe Bronislaw Malinowski kann 1930 durch sein Buch "Das Geschlechtsleben
der Wilden", einer Studie, die er bei den Trobriandern in Neuguinea machte nachweisen,
daß Kinder dort ihre eigene Sexualität haben, die Voraussetzung für eine intakte
Sozialstruktur ist. Dort gibt es keinen Ödipuskomplex.
Letztlich ist es Wilhelm Reich der durch seine Arbeit "Die Funktion des Orgasmus"
1927 aufdeckt, daß die Unterdrückung kindlicher Sexualität strukturelle Bösartigkeit
in der Charakterstruktur verankert und entsprechende asoziale Folgen in die Gesellschaftsstruktur
transportiert
und dort pflegt.
Wilhelm Reich publizierte seine Schrift "Der Einbruch der sexuellen Zwangsmoral"
(1931)
Folgt man den Theorien von Bachofen, Morgan und Engels, so ist die ursprüngliche Gesellschaft
die Horde, in der es keinerlei geschlechtliche Einschränkungen gibt.
Die 1. Einschränkung wird dann zwischen Großeltern, Eltern und Kindern vorgenommen.
Nur gleichen Generationen ist Sexualität gestattet.
Die 2. Einschränkung entspricht der Struktur der Punaluafamilie. Sie betrifft das Verbot
der Sexualität zwischen Geschwistern.
Die 3. Einschränkung findet sich in der Form, die man allgemein als Matriarchat bezeichnet,
dem Clan oder der Gens. Nach diesem Recht sollen und dürfen die Männer zwar mit den
Frauen
anderer Gentes intim sein, jedoch nicht mit den Frauen der eigenen Gens.
Kinder gehören zur Gens der Mutter und werden wie im Fall der Trobriander vom Bruder der
Mutter erzogen. Ihre Sexualität wird nicht unterdrückt.
4000 v. Chr. veränderte sich diese Situation.
1. Die Austrocknungen von Regionen in Nordafrika und Zentralasien führten zu Hunger und
einer Verhärtung der Gesellschaftsstruktur und bedingte eine riesige Völkerwanderung,
vor allem nach China und auch bis Europa. Archäologische Funde und Felsmalereien gaben
Kunde von dieser Veränderung.
Es war die Zeit der "Battleaxe People" die mordend und plündernd nach neuen
Gebieten suchten.
2. Ein weiterer Faktor auf dem Weg zum Patriarchat war vor allem die sich entwickelnde Arbeitsteilung,
die entstehenden Administrationen und die Vergrößerung der Gesellschaft, sowie deren
Dezentralisierung.
Im Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat gab es sexuelle Freiheit außer für
die, die durch Heirat den bereits angehäuften Besitzt zusammenhalten sollten.
Später entwickelten sich zu diesem Zweck sexuelle Verstümmelung wie Beschneidung
aus der sadistischen Haltung, die sich durch die Sexualrepression entwickelt. Die Beschneidung
dient zur Unterdrückung des Sexualgefühls und soll vor allem die Frau anpassungsfähig
machen. Diese
Form existiert bis in die heutige Zeit, besonders in Afrika, Arabien und ist ebenso verbreitet
in der muslemischen Tradition.
Im Patriarchat werden Nachkommen dem Vater zugeordnet (Vaterlinie), was bedeutet das der Besitz
dem Sohn vererbt wird. Vorherrschend ist dort Monogamie oder Vielweiberei, Sklaverei sowie
die allgemeine Rechtlosigkeit der Frau. In Ägypten zur Zeit des Baus der Pyramiden war
es üblich Frauen kaufen zu können. Sie mußten dem Verstorbenen ins Grab folgen.
Zu diesem
Zweck wurden sie durch das Einschlagen des Schädels getötet.
Die Familie mit dem Mann als Oberhaupt ist bleibend bis in die heutige Zeit, obwohl es bereits
Emanzipationsmodelle seit der 68er Studentenbewegung gab. Es gibt Privateigentum an gesellschaftlichen
Produktionsmitteln.
Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert führte zu einer verstärkten Polarisierung
in Land und Stadt, aus der sich im Besonderen die Kleinfamilie bildete, die die Produktionsfamilie
ablöste.
Die Enge der Kleinfamilie wurde zur Quelle sexueller Repression sowie Quelle des Ödipuskomplexes,
den Sigmund Freud Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte.
Freud entdeckte die kindliche Sexualität und das Unbewußte. Er forderte die Hebung
des unbewußten Sexualkonfliktes und deren anschließende Sublimierung. Wilhelm Reich,
Freuds Hauptschüler, entdeckt 1920-1935 die Funktion des Orgasmus, den Orgasmusreflex
und die orgastische Potenz, die für ihn die Grundlage der gesellschaftlichen und der sozialen
Potenz ist.
Während bei Freud die sexuelle Entwicklung mit der infantil- genitalen Phase endete, entdeckte
Reich ein genitales Endstadium, daß ein Kind bereits im Alter von 4-6 erreicht.
Während nach Freud nach Beendigung der infantil-genitalen Phase, die Sexualität einschläft
um in der Pubertät wieder zu erwachen, hat ein gesundes Kind nach Reich in einer gesunden
Umgebung eine eigene kindliche Sexualität bis zur Geschlechtsreife.
Dadurch entfällt die Organisationsform der Gefühlskälte wie sie z. B. in Filmen
mit James Dean, "Jenseits von Eden" oder "Denn sie wissen nicht was sie tun"
zu sehen war. Mit größter Wahrscheinlichkeit stellt die sexuelle Repression den
Kern der Jugendkriminalität dar, sowie das kapitalistische Raubtum, die Erwachsenenvariante
als dessen Fortsetzung .
Reich entdeckt das okuläre Stadium, das dem oralem Stadium zeitlich gleichgesetzt ist
und des außerordentlichen Schutzes bedarf (keine Silbernitrattropfen nach der Geburt-
kein zu grelles Licht, Auspulsieren der Nabelschnur, keine Deprivation). Separation erwies
sich als äußerst
schädlich, da das Kind Bewegung sowie die orgonenergetische Überlagerung zwischen
sich und der Mutter braucht. Eine okuläre Fixierung, das dem Kind nicht erlaubt die Phase
der Symbiose zu verlassen, wird zur Ursache aller psychotischen Erkrankungen. Es entsteht durch
diese Art von Geburt eine permanente Trennung von seinem Geist und der äußeren Welt.
Im oralen Stadium erlebt das Kind die Welt durch den Mund. Frustration des oralen Bedürfnisses
muß vom Kind ferngehalten werden. Optimal ist das Brustfüttern. Die Regression auf
diese Stufe macht den oralen Charakter aus, der energetisch schwach, still und abhängig
ist. Er braucht permanent Zuwendung und interessiert sich nur dafür. Orale Süchte
wie Rauchen und Trunksucht haben hier wohl ihren Ursprung.
Eine anale Phase gibt es im eigentlichen Sinne nicht, sondern tritt nur durch eine zu frühe
Sauberkeitserziehung als Unterdrückungserscheinung hervor. Kinder können ihren Schließmuskel
vor dem 2. Lebensjahr nicht kontrollieren . Die Kinder, die vor dem 2. Lebensjahr sauber werden
sollen, müssen dazu nicht nur den Atem anhalten, sondern auch die gesamte willkürliche
Muskulatur, besonders die des Beckens, anspannen. Ein Dauerschaden entsteht, der sich sowohl
auf die spätere Sexualität, wie auf die soziale Potenz auswirkt. Anale oder Zwangscharakter
sind stereotyp, unlebendig und unterwürfig. Die vorhandene Wut ist unterdrückt, jedoch
vorhanden.
Es war diese Grundhaltung in Deutschland, die den Faschismus von 1933 erst ermöglichte
und es ist wahrscheinlich heute die gleiche Art gestauter Wut der Unterdrückung, die heute
den Neonationalismus kreiert. (Phallische Regression auf die anale Stufe)
Normalerweise werden Kinder zwischen 4 und 6 Jahren sauber. Entwicklungspsychologen geben noch
längere Zeiträume an, bis zu 8 Jahren. Saubersein entsteht durch Nachahmung.
Die phallische Phase ist durch den nötigen "gesunden" Entwicklungs-Exhibitionismus
gekennzeichnet. Wird dies besonders durch den gegengeschlechtlichen Teil nicht geduldet, findet
eine Fixierung auf dieser Stufe statt, was bedeutet, daß der gegengeschlechtliche Teil
im späteren
erwachsenen Sexualleben sexuell im Akt verachtet wird. Individualismus ist Trumpf,- Sozialität
uncool und stark eingeschränkt. Wir finden hier im allgemeinen die Welt der Machos, Politik
oder unsozialen Unternehmertums. Die heutige Welt wird durch Persönlichkeiten mit einer
gescheiterten phallischen Phase geleitet.
Eine genitale Entwicklung der Kinder war das Hauptanliegen Wilhelm Reichs. Nur Kinder, die
durch eine sexuelle gesunde Entwicklungsphase gegangen sind, sind in ihrer Potenz und Liebesfähigkeit
nicht eingeschränkt und besitzen die optimalen Grundlagen zu einem rationalen Geschlechts-
und
Gesellschaftsleben.
Der genitale Mensch ist sanft, liebevoll und rational. Sein Denken ist funktionell und richtet
sich an Sachfragen aus. In der Politik versucht er nicht die Masse mehrheitsfähig zu manipulieren,
sondern richtet sich nach Tatsachen und Perspektiven aus. In der Sexualität ist er liebend
und nicht verachtend. Im allgemeinen hat er nichts zu verstecken und ist deshalb offen und
sozial ausgerichtet.
Da er das Leben liebt, liebt er auch Menschen, Tiere und Natur und hat das Interesse seinen
Planeten vernünftig zu verwalten.
Im allgemeinen wurde diese biologische Grundhaltung in der Geschichte bezüglich einer
Weltverbesserung bisher konsequent übersehen. Dies ist kein Zufall sondern hat System.
Diese Grundhaltung zu gewährleisten ist im höchsten Sinne ökologisch, da doch
der neurotische Mensch die Ursache der Umweltzerstörung ist.
Umgekehrt ist nicht damit zu rechnen, daß sexuell unterdrückte Menschen eine freie
Gesellschaft kreieren könnten- das behaupten nur Politiker.
Reich wies auf einen Sozialcharakter hin, den er als "Emotionelle Pest bezeichnete".
Er ist häufig in progressiven sozialen Zirkeln anzutreffen. Im Gegensatz zum neurotischen
Charakter kann er freies Leben nicht ertragen und so brütet er Rationalisierungen aus,
mittels er das aufkeimende Leben zu
behindern versucht, wo er nur kann. Die Inquisition des Mittelalters ist ein Beispiel dafür,
ebenfalls der deutsche Faschismus und die McCarthy-Ära in den USA der 50er Jahre.
Wir zweifeln nicht daran, daß es keine ökologische Gesellschaft geben wird, wenn
nicht die gesunde Charakterstruktur des Kindes geschützt wird.- Keine Partei hat sich
das bis heute auf ihre Fahnen geschrieben.
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