- Depressivfrei in 1O Monaten -

Wie das Orgontraining mein Leben verändert

Ich wuchs als Einzelkind auf. Stark auf meine Mutter bezogen überkamen mich Ängstlichkeit und Verlassenheit, sobald diese sich aus meiner Nähe entfernte. Mein Vater spielte trotz häufiger Abwesenheit eine einschneidende Rolle in meiner Kindheit. Er bescherte mir aufgrund vieler Kränkungen ein elendes Gefühl der Beschämung. Ich war seinem Verhalten meistens schutzlos preisgegeben, zumal von Seiten meiner Mutter selten eine Position zu meinen Gunsten eingenommen wurde.

Verstärkt wurde meine schlechte Situation durch die Einigkeit beider Elternteile, in mir etwas Minderwertiges zu sehen. Dies wirkte sich destruktiv auf meine Charakterbildung aus, und zwar in Form von Schwäche und Fehlverhalten. Mit 19 Jahren stieg ich als Sekretariatskraft ins Berufsleben und geriet in einen Büroalltag, der mir keine Freude bereitete, sondern Lustlosigkeit hervorrief. Es gelang mir nicht, mich mit den Inhalten meiner Tätigkeit zu verbinden. Schon als Kind fühlte ich mich starker Langeweile ausgesetzt, und dieser Zustand zog sich weiterhin belastend durch mein Leben.

Nach wenigen unerfüllten Beziehungen lernte ich meinen zukünftigen Mann kennen, durch den ich lernte, regelmäßig Alkohol zu mir zu nehmen. Ich war 23 Jahre, als ich aufgrund von Eheschließung das Elternhaus verließ. In der irrigen Annahme nun endlich Geborgenheit und ein neues glückliches Leben gefunden zu haben, verdoppelte sich nur meine Hinwendung zum Alkohol, der mir unter anderen angenehmen Gefühlen vor allem Stärke verlieh. Ich gewöhnte mich an den abendlichen Einsatz von Sekt und Bier. Bald gelang es mir nicht mehr, ohne Einwirkung von alkoholischen Getränken tagsüber meiner Arbeit in einer Bank nachzugehen. Ich wurde auffällig und verlor so meinen Arbeitsplatz.

Ohne berufliche Verpflichtung fiel eine Last von mir, und endlich wähnte ich mich frei. Als Nur- Hausfrau übergab ich mich "Heiler-Welt"- Phantasien, die vom "Rosarote-Brille-Effekt" des häufigen Trinkens noch unterstützt wurden. Alkohol sollte mir helfen, den Schmerz wegzuspülen, der vom Desinteresse meines Mannes an meiner Person ausgelöst wurde. Gemeinsamkeit gab es bei uns fast nur beim Besuch von Kneipen und Restaurants sowie beim Shoppen, wo ich probierte die emotionale sowie kuschelige Nähe, die mir in meiner Ehe versagt blieb, zu kompensieren.

Trotz örtlicher Distanz zu meinem Elternhaus blieb die Mutter meine Hauptbezugsperson. Ich fühlte mich häufig nicht wohl in ihrer Nähe, litt unter unerklärlichen Schuldgefühlen, Unzulänglichkeit und Verletztheit. Manches Mal konnte ich die Traurigkeit nicht unterdrücken und weinte lange hinter verschlossener Tür. Vergebens wartete ich auf ihren Trost, statt dessen wurde mit Härte und Kälte reagiert.

Diese ständigen Zurückweisungen, die großes Leid bereiteten, versuchte ich mit Alkohol zu mindern. Der Zugang zur Droge war mir nicht erschwert, da mein Vater sich als Trinkpartner zu mir gesellte. Für Spirituosen in unserem eigenen Haushalt sorgte mein Mann reichlich. Mittlerweile stellte sich Druck ein, wenn ich nur an Alkohol dachte. Der Teufelskreis hatte begonnen. Ich konnte ohne Stoff mein Leben nicht meistern. Allein Auto zu fahren hatte ich mir nie zugetraut. Ich erhoffte mir Sicherheit durch meinen Mann als Beifahrer, aber meine Ängste behielten die Oberhand. Es gelang mir zwar darauf zu achten nur leicht alkoholisiert am Steuer zu sitzen, aber schließlich gab ich das Autofahren völlig auf, überwältigt von der Vorstellung, einen Unfall zu bauen.

Wir lebten auf dem Land, Freunde gab es nicht, mein Mann ging seinem Berufsleben nach. In dieser Isolation schlief ich bis mittags, las Geschichten und vertrödelte den Tag. Während der Hausbesorgungen trank ich mir einen leichten Spiegel an. Feierabends wartete ich ungeduldig auf meinen Mann, von dem ich mir Erlösung aus einem unbefriedigenden Tag ersehnte. Da sich diese Hoffnung nicht erfüllte, wurden Enttäuschung und Unzufriedenheit fester Bestandteil meiner Selbst. Bei dem Versuch mein Zukurzkommen zu kompensieren, entdeckte ich die Welt der Luxeriösität. Dort suchte ich nach Bestätigung und Fülle für die Leerheit meines Lebens. Da ich keinerlei Selbstwertgefühl besaß, mußte der Alkohol weiter als Unterstützungsfaktor dienen. Mein Leben spielte sich an der Oberfläche ab. Wann immer sich Gelegenheit bot, kaufte ich überteuerte Garderobe sowie Kosmetika, gab einiges Geld in Restaurants aus und probierte, mit diesen Äußerlichkeiten Selbstbewußtsein aufzubauen.

Ich wurde mir von Tag zu Tag meiner Alkoholabhängigkeit zunehmend bewußter und versuchte, diese zu verdrängen. Symptome in Form von Morgenübelkeit, Händezittern und Kopfschmerzen mußte ich in Kauf nehmen und mit Schmerztabletten bekämpfen, die nicht wirkten. Ganz plötzlich sollte mein Mann beruflich in eine andere Stadt versetzt werden. Ich war voller Erwartung auf eine andere Umgebung und frohen Herzens für einen Aufbruch. Mein Mann und ich begossen diese Veränderung überreichlich. Für den Kater beim Aufwachen gab es nur ein Gegenmittel: Bier, Likör und Wein. Der Umzug hatte stattgefunden und wir wohnten nun weit von meinen Eltern entfernt, die mir oft fehlten. Der Alkohol tröstete mich kaum über die Einsamkeit, die ich trotz meiner Ehe empfand.

Durch den Job meines Mannes ergaben sich Kontakte zu Leuten, in deren Gesellschaft ich mich nicht wohl fühlte. Ich litt unter Minderwertigkeitskomplexen und tat mich schwer im Umgang mit anderen. Mein Trinken fiel in dieser Umgebung nicht auf, alle tranken. Der Unterschied lag darin, daß die anderen aufhören konnten, ich jedoch nicht. So mußte es sein, daß ich Schnaps in Handtaschen versteckte und heimlich trank. Als meine Schwangerschaft feststand, gab ich sofort das Trinken auf. Selten hatte ich mich physisch so gut gefühlt wie während dieser Zeit.

Mit 25 Jahren brachte ich einen gesunden Sohn zur Welt und war sehr glücklich. Mein Mann zeigte wenig Interesse, seinen Sohn und mich länger als pflichtgemäß zu besuchen, und so fühlte ich mich während des Klinikaufenthaltes völlig verlassen. Einzig die Freude meiner Eltern gab mir Trost. Meine Befürchtungen, der Mutterschaft nicht zu genügen, kamen nun zu den ohnehin bestehenden Ängsten, dem Leben nicht gewachsen zu sein, hinzu. Nach 14 Tagen Stillzeit erkrankte ich an Mastitis. Meine Mutter reiste als Pflegeperson an. Ich litt trotz medizinischer Versorgung fast permanent unter nahezu unerträglichen Schmerzen im Brustbereich. Meine Klagen erweckten in meinem Mann kein Mitgefühl. So wäre ich diesem Zustand allein überlassen gewesen, wenn da nicht etwas Mitleid von seitens meiner Mutter an mich gegeben wurde. Ansonsten wurde auch von ihr wenig Positives zu meiner seelischen Kräftigung beigetragen.

Nach der Genesung fing ich langsam wieder mit dem Trinken an. Das gab mir ein Gefühl von vermeintlicher Stabilität zurück. Als Mutter erwies ich mich als übermäßig besorgt und vorsichtig. Verbindung zu anderen jungen Müttern herzustellen, gelang mir nicht. Die Isolation, in die ich durch diese Unfähigkeit geriet wurde dadurch vertieft, daß mein Ehemann begann, auch nach Geschäftsschluß des öfteren eigene Wege zu gehen. Wir zogen um, in ein Reihenhaus am Rande der Stadt. Mein Gefühl von Alleinsein nahm zu, auch der Kontakt zu meinem kleinen Kind vermochte wenig zu lindern. Weiter wurde Alkohol als Medizin eingesetzt. Nach außen wirkten wir als intakte Familie. Es waren Bekannte da, es wurde verreist. Elternbesuche fanden statt. Ich bemühte mich in der Rolle als Mutter und Hausfrau meinen Pflichten nachzugehen. In dieser Lage war der Alkohol schrecklicherweise mein einziger wirklicher Bezug.

Sexualität innerhalb meiner Ehebeziehung fand immer weniger statt. In wenigen kurzen Affären suchte ich erfolglos nach echter Intimität. (Diese Erkenntnis gewann ich erst während meines Orgontrainings). Ich fand lediglich kurze Abenteuer, die ich schnell aufgab. Meine wahren Bedürfnisse blieben unentdeckt. Ich war 29 Jahre alt, als eine erneute berufliche Versetzung meines Mannes anstand. Ich bekam Aufwind, da uns das wieder in die Nähe meiner Eltern brachte. Begeistert wieder in einer Großstadt leben zu können, versprach ich mir ein besseres Los. Alkohol war so fester Bestandteil meines Lebens geworden, daß eine Existenz ohne täglichen Spiegel, den ich je nach physischer als auch psychischer Verfassung aufzubauen hatte, unvorstellbar geworden war. Noch funktionierte ich bezüglich der Außenwelt und konnte meinen Verpflichtungen nachkommen. Innerlich quälten mich starke Konflikte; denn ich fühlte mich nicht im Einklang mit mir und meiner Umgebung.

Durch schulische Verbindungen von Seiten meines Sohnes entstand ein neues Umfeld auch für mich. Darin reduzierte mich der Alkoholismus auf höchste Zurückhaltung hinsichtlich sozialer Aktivitäten. Mein Leben wurde somit bestimmt von einer Droge, die ich nur noch mühsam unter Kontrolle hatte. Mein Organismus arbeitete insofern noch ausreichend, daß ich in der Lage war, mich halbwegs ausreichend zu ernähren. Durch die Verknüpfung von Essen und Spirituosen war ohnehin eine stärkere Gewichtszunahme entstanden. Ich litt unter meinem Übergewicht. Bislang schien niemand meine Abhängigkeit zu durchschauen. Mein Mann trank abends sein Quantum an Bier und ignorierte meine wachsenden Hilfeschreie nach emotionaler und körperlicher Zuneigung, was dazu führte, gesteigerte Agressionen in mir wachzurufen, welche sich zu häßlichen Ehekonflikten aufstauten, die nie gelöst wurden.

Eine Liebschaft mit einem Mann aus unserem Bekanntenkreis ergab sich für mich, in der ich mich derartig verlor, daß ich mein Alkoholproblem nicht mehr im Griff behielt. Ich trank über alle Maßen und konnte den Hausstand nicht mehr versorgen. Als diese kurze Liebelei endete, suchte ich Trost und Hilfe in seelsorgerischer Beratung, in der sich keine Lösung für meine Not mit der Flasche fand. Für kurze Zeit gelang es mir lediglich mein Trinkverhalten zu kontrollieren.

4 1/2 Jahre vergingen, in denen ich mich vergeblich bemühte, mit dem Alkohol zu leben. Meine Arztbesuche häuften sich. Die Leberwerte mußten überprüft werden. Ich gestand einem Arzt mein übermäßiges Trinken. Er riet mir ab, hatte aber keine weitere Hilfe anzubieten. Waren die Werte einigermaßen in Ordnung, kam Erleichterung und sofort der weitere Mißbrauch von Alkoholika. Zunehmend verlor ich immer mehr an Kraft. Die Gewißheit, Trinkerin zu sein, lastete übermäßig auf mir und bedrohte mein Leben. Ich verbrachte immer mehr Zeit zu Hause, dort war die Flasche griffbereit. Die Zeit kam, in der mein Alkoholismus kaum noch finanzierbar war. Ich sah mich gezwungen, teuren Schmuck weit unter Wert zu verkaufen. Mittlerweile hatte sich meine Familie an Aktivitäten ohne meine Teilnahme gewöhnt. Es gelang mir unter großen Anstrengungen einige soziale Kontakte aufrechtzuerhalten und nahm trotz Kräfteverlust regelmäßig an Gymnastikkursen teil.

Das letzte entscheidende 1/2 Jahr begann. Mein Leben steigerte sich zu Qualen, aus denen ich keinen Ausweg sah, da ich weiterhin keineswegs bereit war, den Alkohol aufzugeben. Mein Trinkverhalten hatte sich nunmehr zur Sauferei entwickelt und ich benötigte Stunden, unsere Wohnung und mich selber so weit herzurichten, daß ich nachmittags in der Lage war, die nötigen Einkäufe zu organisieren, die zum Leben gehören. Extreme Übelkeit stellte sich ein, Speisen konnte ich oft nicht mehr bei mir behalten. Ich lebte von wenig Toast, Ei und Bananen. Frühabends sank ich halb bewußtlos ins Bett und nach Mitternacht erwachte ich ruhelos, getrieben soff ich wahllos aus Flaschen, die sich im Kühlschrank befanden: schales Bier, Magenbitter, Sekt. Danach erbrach ich direkt.

Inzwischen wußten sowohl meine Eltern als auch Bekannte Bescheid über meinen Trinkmissbrauch. Es kam zu kleinen Blackouts, dazu wurde ich unfähig meinen Sohn ausreichend zu bekochen. Mein Mann mußte auswärts essen. Nur unter äußerster Willenskraft gelang es mir, mich anzukleiden. Jetzt fühlte ich schon Entzug, wenn ich 1 Stunde ohne Stoff auskommen mußte.

Eines kalten Herbsttages entschloß ich mich zu handeln. Mein Zustand war unhaltbar geworden. Ich konnte keinen Alkohol mehr vertragen, aber mein Körper verlangte danach. Aus dem Branchenbuch suchte ich mir einen Psychologen, den ich ortsmäßig am leichtesten auffinden konnte. Ich war so außer mir, daß ich mich in meiner Wohnstadt nicht mehr orientieren konnte. Dieser Arzt gab mir noch für den gleichen Tag einen Termin. Ich klagte ihm meine Frustration einer unglücklichen Ehe, mein Alkoholproblem schwächte ich zur Nebensache. In weiteren Terminen hörte er sich meine Nöte an. 40 Minuten gab er mir, in diese Zeit baute er autogenes Training ein. Ich verschwieg ihm weiterhin das Ausmaß meiner Trinkerei. Nach kurzer Zeit kam es mit meinem Einverständnis zu sexuellen Kontakten. Ich begann mich völlig dahin zu fixieren und versuchte vergebens, diese Fixierung mit Alkohol zu lösen. Mein endgültiger Zusammenbruch geschah nach einem üblen Saufexzess, der mit einem Vordelirium endete.

Mein Nachbar, der sich als trockener Alkoholiker outete, machte mich auf meine Bitte hin mit einer AA-Selbsthilfegruppe bekannt. Ich war 38 Jahre alt und hatte mit Ausnahme eines einzigen Tages getrunken. Die AA-Gruppe nahm mich freundlich auf, verstand mein Leid. Somit war ich in der Position die Therapie, die mir keine Hilfe bot, sondern noch mehr Schaden zufügte, abzubrechen. Ich fühlte mich endlos befreit, morgens ohne Verkaterung aufzuwachen und zu wissen, daß ich diesen Tag nicht trinken mußte.

Die Gruppe suchte ich von nun an 1 Mal pro Woche auf. Mit zunehmender Trockenheit erkannte ich nach und nach, in welch destruktiven Verhältnissen ich mich familiär befand. Mit meiner Mutter fing es an: Es kam zu verhärteten Dauerkonflikten im Umgang miteinander, die daraus entsprangen, dass wir uns einfach nicht verstanden. Ihre andauernde Kritik an meiner Person beleidigte mich. Mein Mann unterdrückte aufgrund seines sturen und regelmentierenden Charakters jegliche Kreativität und Lebenslust in mir. Durch und durch traurig schleppte ich mich durch die täglichen Pflichten des Lebens, die mich in ihrer Zwanghaftigkeit quälten. Mein Vater verschloss sich und wollte mit Problemen nichts zu tun haben. Jahre vergingen in denen ich meinen Zugang zur AA-Selbsthilfegruppe verstärkte. Erfahrung, Kraft und Hoffnung wurden mir dort versprochen. Tatsächlich kam ich Dank der Gruppen "trocken" durch die Zeit. Das ständige Manko an Schwung und Freude gleichte ein Gefühl von "glücklich aus dem Bauch leben" aus. Meine Bescheidenheit und Disziplin hinsichtlich des "Shopping" gab mir ein Stück Zufriedenheit. Mein tägliches Leben versuchte ich nach AA-Vorgaben zu strukturieren. Aktivitäten wurden angeraten. Ich bemühte mich also um ein ausgefülltes Tagesprogramm. Daraus sollte bei mir Aussicht auf ein nüchternes, gutes und ehrliches Leben bestehen.

Auf der Suche nach Selbstwert geriet ich an einen empfohlenen Psychologen, der jedoch nicht die Fähigkeit besaß, mit mir Problemlösungen zu erarbeiten. Er wies mich lediglich auf das 12-Schritte- Konzept der AA hin, mit dem ich mich ohnehin schon auseinandersetzte. Er gab mir eine Sitzung von 15 Minuten, und ich ging mit meinen Problemen und Konflikten alleingelassen hilflos nach Hause. Die Situation war misslich, ich selbst war gerne bereit an meinen Fehlern zu arbeiten. Meine Familie aber sah keinen Anlass und war auch keineswegs interessiert, Verhaltensänderungen evtl. mit therapeutischem Beistand anzustreben. So war es mir zwar geglückt den Alkoholmissbrauch aufzugeben, ansonsten änderte sich aber gar nichts.

Allein mein Vertrauen in eine "Höhere Macht" genannt Gott, liess mich die Dinge überstehen. Eines Tages schloss ich mich einer Frauengruppe an. Dies geschah aufgrund der irrigen Annahme, ein sexueller Missbrauch von Seiten meines Vaters hätte mich in die Rolle eines Opfers gebracht. ( Erst durch das Orgontraining fand ich selbst heraus, dass ein Missbrauch gar nie stattgefunden hatte).

Bei der Frauengruppe hatte ich es mit militanten Feministinnen zu tun, die einerseits gegen patriarchalische Zustände kämpften, andererseits aber genauso in der Missbrauchtenrolle blockiert waren und ihre Hilflosigkeit durch Trauer und Wut ausdrückten. Ich begab mich erneut in therapeutische Behandlung mit dem Wunschziel, "Heilung" von einem tatsächlich nie stattgefundenem Missbrauch zu erreichen. Mit der auf Missbrauch spezialisierten Therapeutin machte ich 4 Jahre lang eine Gesprächstherapie. Ihre "Behandlung" bestand aus stundenlanger Beratung, die mich nicht aus meiner angeblichen Opferrolle führte, sondern mich immer tiefer in eine Täterschaft stürzte. Die 3-4 stündigen Therapiesitzungen erschöpften mich dermaßen, dass ich mich manchmal stundenlang nicht mehr fähig fühlte, meinen Hausarbeiten nachzugehen. In dieser Krisenzeit empfand ich mich als sehr kleines Kind, dass sich der Welt völlig schutzlos preisgegeben sah.

Der Konflikt zu meinen Eltern verschärfte sich dramatisch. Hinzu kam, dass ich zunehmend die Dominanz meiner Mutter als so unerträglich empfand, dass ich befürchtete, nach Jahren der Alkoholabstinenz wieder trinken zu müssen. Mein Schutz bestand darin, fast ein ganzes Jahr lang konsequent den Umgang mit ihr zu vermeiden. Dies schloss meinen Vater mit ein, der ohnehin desgleichen von meiner Mutter bestimmt wurde. Unterstützung und Sicherheit suchte ich weiterhin in der AA-Frauengruppe. Dort wurde von hierarchischer Unterdrückung gesprochen, die ich sehr wohl kannte, aber aufgrund meiner Infantilität in der eigenen Ehe als solche gar nicht identifizieren konnte. ( Diese Erkenntnis gewann ich erst aus meinem Orgontraining)

Mein Mann verlor sehr plötzlich seinen Arbeitsplatz. In diese Phase fiel mein Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik, wo ich nicht nur mehr Selbstbewusstsein durch Einwirkung verschiedener Gruppen- sowie Einzeltherapien entwickeln sollte, sondern auch meine mittlerweile extremen, chronischen Rückenschmerzen behandelt wurden. 4 Monate hielt ich mich in der Klinik auf. Telefonischen Kontakt zu meinem Mann suchte ich nur selten, er noch weniger zu mir. Wir hatten einander wie seit Bestand der Ehe wenig mitzuteilen, und an meiner Therapie war er in keiner Weise interessiert.

Zwischenzeitlich hatte er einen neuen Job gefunden. In der stationären Therapie fiel ich durch besonders aktiven Einsatz auf. Ich sprach in Gruppentherapien meine eigenen Schwierigkeiten an und wagte es bisweilen auch, Konflikte, die ich mit anderen hatte, auszudrücken. Therapeutisch wurde dann versucht Konflikte sowie Probleme zu lösen, z.B. in Form von Gestalttherapie. Es wurden auch Verhaltensregeln gegeben, wie man besser miteinander umgehen könnte. Diese Techniken funktionierten nicht. Heimliche oder offene Feindseligkeiten sowie Ausgrenzungen waren die Folge. Letztlich war ich wieder auf mich allein angewiesen. Ein wenig Gemeinsamkeit gab es zwischen einigen Frauen, die unter ähnlichen Problemen mit Fixierungen litten wie ich. Im Rahmen des dort angewandten Therapie- Programms gab es dahingehend jedoch keine Befreiung. (Eine Erkenntnis, die ich erst in meinem Orgontraining machte)

Ich verliebte mich in einen Mitpatienten, der meine Gefühle erwiderte. Da ich nicht frei von Eifersucht war, fügte ich mir selbst Schaden zu, indem ich diesen Mann ganz allein für mich beanspruchte. Immerhin lernte ich durch ihn eine erfüllte Sexualität kennen, die ich bis dahin noch nicht erfahren hatte. Als ich die Klinik verliess mit der Auflage, Dinge in meinem Leben zu verändern, wurde mir daheim schnell bewusst, dass im Grunde alles beim Alten bleiben würde. Mir wurde klar, dass in der Klinik lediglich das Ego gestärkt worden war, eine analytische Aufarbeitung der Ursachen war nicht geleistet worden. Meine Vaterbeziehung war während der gesamten Therapie nicht angesprochen worden. Man bescheinigte mir per Gutachten, dass ich zwar unter Depressionen litt, aber voll leistungsfähig für ein Berufsleben wäre. Das Verhältnis zu meinem "Klinik-Freund" setzte sich noch 1 1/2 Jahre ausserhalb unter Umständen fort, die sehr belastend waren. Schliesslich kam seine Noch-Ehefrau hinter unsere Beziehung und versuchte, mich unter Druck und Manipulation zu setzen. Daraufhin beendete ich konsequent diese Affäre.

Die Missbrauch-Therapeutin, bei der ich weiter wöchentlich in Behandlung war, versuchte mich über den Verlust des Geliebten zu trösten, aber es konnte ihr nicht gelingen, die Depression aufzuheben. Ich litt unter äußerster Frustration und fühlte mich völlig unbeweglich. So gab ich die Therapie, die nichts für mich hergab außer wohlmeinender netter Wünsche letztlich auf. Während eines Stadtbesuches geriet ich so stark unter Panik, dass ich umgehend nach Hause fahren musste. Ich besuchte eine weitere Selbsthilfegruppe, die mir aus meiner Verzweiflung nicht mehr heraushelfen konnte. Meinem Mann klagte ich den unglücklichen Zustand, den ich mit ihm empfand, woraufhin er mit Abweisung reagierte. Meine Problematik nervte ihn so sehr, dass er mich nicht mehr um sich haben wollte.

Ich zog mit einem Koffer und meiner Katze zu den Eltern. Dort wurde der Charakter meines Mannes kritisiert und verurteilt, was aber keineswegs Sinn für mich machte. Ich suchte einen Therapeuten auf, der selbst trockener Alkoholiker war. Mit seiner Hilfe wollte ich meine Ängste aufdecken. Er stufte meinen Mann als co-abhängigen, mütterlichen Menschen ein. Eine tatsächliche Hilfestellung konnte er mir nicht geben. 15 Minuten redete er mit mir, und 2 Stunden hatte ich auf dieses Gespräch gewartet. Er gab mir den Rat, selbst etwas "los zu machen". Das hatte ich schon 10 lange Jahre getan, und nun war ich endgültig erschöpft. Ich bat den Arzt, mir ein Antidepressiva zu verschreiben. Erstmals in meinem Leben schluckte ich ein solches Medikament, was mir nicht bekam, sondern meine Panik nur aufs qualvollste verstärkte. Diese Tabletten namens Doxipin führten mich derartig in Todesangst, dass ich nicht mehr ruhig zu stellen war. Ich begann zwanghaft immer wieder die gleichen Fragen zu stellen. Diese Fragen kreisten immer nur um einen zugrunde liegenden Mangel. Es ging um die mir nicht gegebene Sicherheit, die ich als Lebenshalt dringend benötigt hätte. Meine Mutter war meine einzige Ansprechpartnerin geworden, und sie versuchte geduldig ihr Bestes, mich zu trösten und zu beruhigen.

Niemand wusste eine Lösung für meinen Ehekonflikt, eine Scheidung kam nicht in Betracht, da ich weder eigen- noch selbstständig hätte leben können. Ich befand mich in einem qualvollen Kreislauf. Nochmals suchte ich den Therapeuten auf, der mich nun in eine Psychosomatische Klinik überwies. Dort erhielt ich ein Vorstellungsgespräch in dessen Verlauf ich zu hören hatte, dass meine Panikattacken in einer Psychiatrie behandelt werden mussten. Ich weigerte mich, diesen Schritt zu unternehmen.

Mittlerweile hatte ich mich wieder mit meinem Mann "vertragen" und zog zurück in mein Zuhause. Ich liess eine Hormonabstimmung vornehmen, um auszuschliessen, dass mein psychischer Einbruch organische Ursache hatte. Schon seit längerem hatten wir einen Fernziel - Urlaub geplant und trotz meines weiterhin katastrophalen Zustands sah ich keine andere Wahl, als diese weite Reise anzutreten. In meinem Leben war alles zwanghaft geworden, und ich schleppte mich qualvoll durch die Ferien, in denen ich krankhaften Grübeleien unterworfen war. In dem fremden Land versuchte ich mich an meinen Mann zu klammern, der mich aber weit von sich hielt. Das wenige an Selbstbewusstsein, dass mir noch verblieben war, wurde durch seine unterdrückerische, entwürdigende Haltung mehr und mehr zerstört. Es kam zu keinerlei Harmonie miteinander und ich fiel in schwerste Verzweiflung. Endgültig hatte ich aufgegeben. Das einzige, was mir noch an schwachem Lebenswillen blieb war der Gedanke an meinen Sohn.

Als wir nach 3 fürchterlichen Wochen zurückkehrten, war ich endgültig am Ende. Das Antidepressiva zeigte keine Wirkung auf mich, und der zunehmend schmerzhafte Druck im Solarplexus - Bereich war so unerträglich, dass der Hausarzt zu mir kommen musste. Er konnte keinerlei körperlichen Schaden feststellen, schrieb mir sofort eine Überweisung in die psychiatrische Klinik aus. Noch einmal wollte ich diesem Weg entgehen. Da ich aber nicht mehr imstande war allein in meiner Wohnung zu sein, musste ich wieder "Zuflucht" zu meinen Eltern nehmen. Die Belastung, der diese damit ausgesetzt waren, wurde schliesslich so unhaltbar, dass ich mich letztlich doch entschliessen musste, die Psychiatrie anzugehen. Nach dem Aufnahmegespräch wurde ich in die geschlossene Abteilung geführt. Längst hatte ich jede Orientierung verloren und meine Ängste waren grenzenlos. In mir tobte ein namenloses Entsetzen, das ich nicht mehr unter Kontrolle bringen konnte.

Die Auswegslosigkeit meines Lebens unterwarf mich dort einer derartigen Ruhelosigkeit, dass ich mich wie in einer Falle fühlte, ununterbrochenen Grübelzwängen ausgesetzt, die überhaupt nicht zur Realisierung führen konnten. Ich erbettelte vom behandelnden Arzt Beruhigungsmittel, um ein wenig Entspannung zu finden. Ausnahmsweise wurde mir Atosil verabreicht, was meinen Zustand aber überhaupt nicht verbesserte. Nach mehreren Gesprächen betreffs meiner psychischen Verfassung - ich drohte auf dem Höhepunkt meiner Irrung mit Suizid - fand man das Neuroleptika Taxilan für mich angebracht. Nach Einnahme dieses Medikaments wurde ich tatsächlich ruhig - nämlich soweit, dass ich ein Gefühl des Abgestorbenseins erleiden musste.

Ich entkam diesem anfänglichen Empfinden nach und nach. Bald wurde mir klar, dass ich mit dem Einwirken dieses Medikaments von einem lebendigen Dasein völlig abgeschnitten war. Nach 14 grauenvollen Tagen, die ich mit anderen dem Irrsinn ausgelieferten Mitpatienten verbringen musste, wurde ich in die offene Abteilung der Klinik verlegt, wo ich in einem 4 - Bettenzimmer untergebracht war. Ich hatte diverse Gespräche mit mehreren Oberärzten, bis man mich an meine behandelnde Stationsärztin übergab. Sie verordnete mir das Antidepressiva Fluktin, welches ich ab nun in Kombination mit dem bereits eingesetzten Neuroleptika einzunehmen hatte. Statt meine grauenvollen lähmenden Ängste einzudämmen, verstärkte die neue Medizin diese nur noch, und jeder neue Tag steigerte sich zum Albtraum.

Meine Ärztin versuchte mir klarzumachen, dass viele Kapazitäten in mir schlummerten. Diese waren mir nicht einmal vorstellbar. Wenn meine Angstzustände unerträglich wurden, bekam ich einen starken Tranquilizer, was jedoch Ausnahme war, da dies Mittel bei längerem Einsatz zur Abhängigkeit führt. Glücklicherweise gelang es mir, im Gegensatz zu anderen Patienten, ohne Schlaftablette zur Nachtruhe zu gelangen. Tagelang quälten mich schwere Albträume, die zur Folge hatten, dass ich mich vor dem Einschlafen fürchtete. Ich suchte nach dem Erwachen einen Pfleger auf und wurde auch so gut als möglich beruhigt. Plötzlich endeten die schlimmen Träume, aber nicht so meine Panikattacken.

Ich bekam fast täglich Besuch von meinen Eltern und oft von meinem Sohn. Auch mein Mann kam jeden Abend zu mir. Nichts half. Am katastrophalsten waren meine Aufenthalte allein zu Haus, die ich zweimal per Woche zur Auflage bekam. Fluchtartig kehrte ich in die Psychiatrie zurück, wo ich mich immer noch aufgehobener wähnte, als verloren daheim. Nach 3 Monaten drängte man auf meine Entlassung. Mein Befinden war aber so unhaltbar geworden, dass ich mich weigerte, die Klinik zu verlassen. Es folgten Androhungen von Seiten der Ärzte, die Kasse würde keine Kosten mehr für meinen Aufenthalt übernehmen und man wüsste nicht mehr wie ich weiter behandelbar wäre. Eines Nachts steigerte sich meine Qual zu extremen Weinkrämpfen, die nicht mehr zu stoppen waren. Die Ärztin entschloss sich zu Infusionen mit dem Medikament Anafranil, was endlich zum Ergebnis führte, meine endlose Panik unter Kontrolle zu bringen, so dass ich Ruhe finden konnte.

1 Woche lang kam ich täglich an den Tropf und war so nach einem weiteren Monat hergestellt, dass ich nach Hause entlassen werden konnte. Man musste einsehen, dass ich mit dem vorerst eingesetzten Antidepressiva Fluktin einer Fehlbehandlung ausgesetzt war. Daheim kam ich der Empfehlung nach, eine psychologische Begleitung sowie einen Neurologen zu finden, der meine medizinische Sicherung übernahm. Mit der neuen Psychoanalytikerin gelang es mir von Anfang an nicht einen warmen Kontakt herzustellen. Ich weinte viel in der wöchentlichen Sitzung. Sie verlegte sich auf Traumdeutungen. Irgendwann sorgte ich mich bei der Vorstellung, keinen Traum mit in die Therapie bringen zu können; denn an einem anderen Inhalt gelang es ihr wenig, sich zu orientieren. Immer wieder sprach sie mir zu, nicht zu verzagen, dabei war ich schon mehr als verzagt, nämlich verzweifelt. Der Neurologe versuchte, meine Not mittels Imap - Spritzen zuzüglich der gewohnten Präparate Taxilan, Anafranil, Ludomil abzufangen. Es ergab sich kaum Besserung. Die Verzweiflung war mein " ständiger Begleiter" geworden.

Aus dem Klinikaufenthalt hatten sich Kontakte zu einigen Frauen ergeben, denen es ebenso elend erging. Unser gemeinsamer Wunsch bestand darin, endlich vom Leben , so wie wir es erlitten, befreit zu sein. Ich unternahm keinen Suizidversuch, die anderen scheuten genauso davor zurück. Im Gegensatz zu meinen Bekannten, die ihre Depression ans Bett fesselte, gelang es mir noch unter äußerster Anstrengung das Haus zu verlassen und den Haushalt oberflächlich zu versorgen. Am späten Nachmittag fand mein "Leben" auf dem Sofa statt. Die Familie war ratlos und ausserstande mich aus meiner Depression zu reißen. Ich versuchte aus mir heraus durch einen Tanzkurs, zu dem sich mein Mann überreden ließ, ein wenig Spaß zu gewinnen. Die Bemühung misslang. Der Neurologe ordnete eine ambulante Infusion mit Imap an. Meine Qualen verringerten sich dadurch nicht. Schließlich gab der Arzt auf, indem er mich nochmals in die Psychiatrie überwies. Dort stufte man meinen Zustand als nicht stationsbedürftig ein, empfahl mir weiter die regelmässige Einnahme von Neuroleptika.

Ich hatte ohnehin schon alle Hoffnung auf ein gesundes Leben aufgegeben, als ein Freund, der gleichwohl unter psychischen Problemen litt, mir eine Neuentdeckung mitteilte. Durch das Internet war er auf den Ansatz von Wilhelm Reich gestoßen. Ich begann mich dafür zu interessieren ( bislang hatte ich ja ausschließlich über Gesprächstherapien eine Verbesserung meiner Lage probiert, was jedes Mal zum Scheitern geführt hatte). Ein Problem stand jetzt an: Mein Orientierungssinn funktionierte nicht. So bat ich meinen Freund mich gegen Entgelt als Zug - und Wegbegleiter zu unterstützen.

Endlich fuhr ich mit dem Eindruck eine Weltreise zu unternehmen in Begleitung meines Freundes nach Nümbrecht. Voll ängstlicher Sorge trotz des Zuspruchs meines Gefährten ging ich ohne Ahnung was mich erwarten könnte auf die Dinge zu, von denen ich mir erhoffte, dass sie mein Leben verändern würden. Ich besuchte das Orgoninstitut. Der erste Kontakt wirkte beruhigend auf mich. Es war ein kalter Spätherbsttag und ich fühlte mich wohl aufgefangen. In meiner schlechten Verfassung war es mir nicht möglich gewesen mich über die Werke Wilhelm Reichs zu informieren. Vor allem die Warmherzigkeit die mir entgegengebracht wurde, gab mir ein sofortiges Vertrauen und ich fand Zugang.

Ich floss über in meiner Not und schilderte verzweifelt meine Lage. Durch ein ernsthaftes Verständnis bekam ich durch all meine Aufregung hindurch den Eindruck am richtigen Platz zu sein. Es gelang mir sogar, Augenkontakt aufzunehmen und ich willigte gern in eine Zusammenarbeit ein. Mir wurde zugesichert fortan nicht mehr allein zu sein und ich fühlte spontan, was ich bis hierher so schmerzhaft vermisst hatte. Ich konnte mich erstmals richtig frei ausweinen und meinen schweren Kummer von mir geben. Ich bekam dafür 2 Stunden Zeit; eine Zeit, die mir noch niemand gewidmet hatte.

Als ich die Sitzung verließ und mit meinem Bekannten zurückreiste, fühlte ich mich erstmalig in meinem Leben wirklich getröstet. Mein nächster Termin stand fest, und ich war froh, trotz all meiner bestehenden Ängste von nun an tatsächlich gut versorgt zu sein. Die ganze nächste lange Zeit bestand in Trostgebung , denn ohne dass es mir wirklich klar war, hatte ich viel Leid und Pech erfahren, was nun endlich zum Ausdruck kommen durfte. Ich machte die Erfahrung liebevoll getröstet zu werden. So löste sich nach und nach mein Schmerz.

Ich stellte bald selber fest, dass ich mich weder eigen- noch selbstständig entwickelt hatte. So bestand unsere Zielsetzung zuzüglich darin, diesen Prozess mit mir zu klären. Zudem war es mir nicht möglich geworden, eine Persönlichkeit in mir aufzubauen, und auch darin fußte unsere Arbeit: dass mir fehlende Selbst zu entwickeln. Ich erhielt zum Start die Aufgabe eine Geschichte zu schreiben und erfuhr so zu meinem Schrecken, dass es mir fast völlig an Selbstvertrauen mangelte. Ich überwand diese Angst vor Unfähigkeit, so wie ich Schritt nach Schritt viele meiner Mängel selbst aufheben konnte. Diese Erfolge stärkten mich und gaben mir stückweise immer mehr Selbstbewusstsein. Ich begann mich aus der Opferrolle hinauszubewegen. Weiterhin hielt ich Distanz zu meinen Eltern, wo die Gefahr darin bestand, stark infiltriert zu werden. Auch meinen dominanten Ehemann hielt ich weitestgehend von mir.

Es war mir nach etlichen Wochen geglückt ohne meinen Bekannten per Zug nach Nümbrecht zu reisen, was mir die erste größere Selbstorientierung meines bisherigen Lebens bedeutete. Ich fuhr stets mit Furcht dorthin und genauso konnte ich stets befreit und glücklicher erleben, wie sich meine Konflikte transformierten und ich schrittweise aus meinem Unglück innerhalb der familiären Beziehungen, die sich zu einer festen Depression manifestiert hatten, hinauswuchs.

Ich erfuhr erstmals Stabilität und konnte somit Probleme durchstehen und recht gut lösen. Zum ersten Mal in meinem Leben zeigte mir mein Gefühl tatsächlich weiterzugelangen. Ich drückte mich über Aktivitäten aus, freute mich über meine schöpferischen Möglichkeiten und fand mein Dasein einfach schön. Ich erlebte, dass viel Lebendigkeit in mir geschlummert hatte und nun endlich zum Ausdruck gebracht werden konnte. Befand ich mich sehr traurig und niedergeschlagen, wurde ich durch lustige Geschichten und viel witzigen "Quatsch" wieder aufgeheitert. Wir lachten also oft miteinander und meine Munterkeit nahm zu. Fröhlich konnte ich zuhause meinen Verpflichtungen nachgehen, für mich neue Dinge wie den Umgang mit Computer entdecken. Bei all dem fühlte ich mich stetig getragen und geschützt.

Allmählich gelang es mir meiner Familie mit Stabilität zu begegnen und meine Lebensängste reduzierten sich. Ich fürchtete mich vor der Realität und versuchte immer wieder eine Flucht vor der Wirklichkeit. Freundlich wurde ich durch Orientierung nach außen gebracht. Dadurch lernte ich Kontakt zur realen Welt aufzunehmen und meine Ängste von Verlorenheit hoben sich auf. Bei depressiven Krisen konnte ich mich darauf verlassen, dass mich liebevolle Zuwendung, die ich selten von meiner Mutter erhalten hatte, wieder herausbringen würde. Der Schwung, der mir so häufig in meinem Leben gefehlt hatte, machte mich sehr tatkräftig. Emotionen wie Wut konnte ich durch Bewegung loswerden, somit lösten sich Stauungen, die bei mir vor allem im Bauchbereich starken Druck verursachten.

In den vielen Therapien die ich ausprobiert hatte, blieb das unberücksichtigt und so konnte nie eine ganzheitliche gute Verfassung hergestellt werden. Auch die Beständigkeit die mir vermittelt wurde, hatte ich nirgends erfahren. So kam ich so häufig wie möglich, um rasch in meiner Arbeit fortzuschreiten. Ich empfand es als großes Glück, auf die Orgonomie getroffen zu sein. Weit entfernt von lebendigen Gefühlen gewesen, erlebte ich durch Erkenntnis einer befreiten weitgehend unabhängigen Persönlichkeit, wie tief und ernsthaft ich empfinden konnte. Mit meinem äußerst distanzierten Mann konnte ich besser umgehen, da es mir glückte durch Selbstregulation ein unbelastetes Verhältnis aufzubauen. Dies liess auch in ihm eine unabhängige Haltung entstehen.

Meine Lebensfreude ist stabil, auch wenn es Situationen gibt, die nicht leicht zu meistern sind. Wenn mein Verhalten in Stillosigkeit abrutschte, wurde ich geduldig korrigiert. Ich wurde frei von Marotten, Launenhaftigkeit, chronischer Traurigkeit, indem ich diese Angewohnheiten einfach aufgeben konnte. Nachlässigkeit ließ man mir glücklicherweise nicht durchgehen. Die verhärtete Neurose die mir mein Vater mitgegeben hatte, ließ sich nach geraumer Zeit noch "einfach" lösen. Ein Durchbruch, der mich mit tiefster Befriedigung erfüllte. Schwieriger stand es um meine Mutterbindung. Ich musste erfahren, dass ich einer sich ständig wiederholenden traumatischen Situation ausgesetzt war, die in meiner Kindheit darin bestanden hatte, von ihr trostlos mir selbst überlassen gewesen zu sein. Immer hatte ich mich als Einzelgängerin gesehen. Dabei hatte meine Mutter, die ich als Orientierungsperson so nötigst gebraucht hätte, mich einfach alleingelassen.

Nie war es mir gelungen, einen eigenen Orientierungssinn in mir zu finden. Auch darin stand man mir jetzt hilfreich zur Seite. Durch immer wiederkehrende Ablehnung seit früher Kindheit an, konnte in mir kein Urvertrauen wachsen. Misstrauen und Zweifel sind das Ergebnis eines solchen Mangels an liebevollem Zuspruch. Zunehmend mutiger versuche ich jetzt immer wieder aufs Neue vertrauensvollen Kontakt zu meiner Umgebung herzustellen. Da ich ein leicht zu beeinflussender Mensch bin, habe ich gut darauf zu achten mich nach außen hin abzugrenzen, um nicht in alte neurotische Muster zu verfallen, die mich rückfällig werden lassen.

Ich lernte Beziehungen zu leben und möglichst irrige Wege zu vermeiden, die zerstörerisch sind. Nachsichtig aber schon warnend wurde ich auf solche "Fehltritte" aufmerksam. Ich benötige daraufhin Zeit alte vernichtende Muster zu erkennen und zu korrigieren. Mittlerweile habe ich es soweit geschafft, dass es mir bereits recht gut gelingt mich zu entfalten, d.h. ein ganzes Stück aus mir herauszuleben und ich sehe gute Chancen mich auch von der Mutter zu emanzipieren und so einen wesentlichen Teil an Freiheit zu gewinnen.

Nach wie vor befinde ich mich in Veränderung, erlebe mich endlich als ganz "normalen" Menschen, befreit von den Dramen meiner Kindheit, die mir die Mutter immer wieder zuspielen musste. Ich erfahre Erfolg in meinem Alltag, fühle mich bestärkt und motiviert. Mit meiner weiter andauernden Arbeit an mir selbst erhoffe ich zuversichtlich mich in eine stabile Gesundheit zu bewegen.

All mein Dank und meine Liebe gehört dem Orgoninstitut, dass mich so fürsorglich in ein neues Leben geführt hat.

Karin Kuckuck

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Das OrgonInstitut in Nümbrecht mit Joachim Trettin und einem Mitarbeiter vor dem Cloudbuster Saraha

DOR (Dealy Orgone Rediation), stagnierte Lebensenergie war Reichs letzte Erkenntnis über die Zerstörung der Lebensenergie Orgon im Menschen, sowie in der äußeren Natur. DOR lagert sich in menschlichen Geweben ab, macht träge und ist auch in der freien Atmosphäre zu finden. Reich sprach in diesem Zusammenhang von der inneren Wüste, sowie von der äußeren, der tatsächlichen Wüste. DOR ist ein Bestandteil des neurotischen Prozesses und das größte Hindernis in deren Überwindung, das meist durch Wutausbrüche gelöst wird. Das Wilhelm Reich OrgonInstitut Deutschland unterhält ein Forschungsprojekt mit einem eigenen grossen Cloudbuster um zu untersuchen, wie die Orgonenergie in schadstoffreichen Gegenden vor DOR geschützt werden kann.

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